Beziehungsprobleme können selbst in der harmonischsten Partnerschaft vorkommen. Für Paare, die sich in einer Krise befinden, ist es wichtig, eine Sache zu begreifen: Die Kunst einer glücklichen Beziehung besteht nicht darin, Liebeshürden aus dem Weg zu gehen, sie beiseitezuschieben oder totzuschweigen. Vielmehr liegt sie darin, die Botschaft und den Kern des Problems zu verstehen und gemeinsam aus der Welt zu schaffen. Auf diese Weise gelingt es den Partnern, sich nicht voneinander zu entfernen, sondern gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
Zu hohe Erwartungen – große Enttäuschung
Rosarote Brille, Schmetterlinge im Bauch, süße Liebesbotschaften, rote Rosen, heißer Sex, große Gefühle und viel Leidenschaft: So sieht die Anfangsphase vieler Partnerschaften aus. Die Partner können kaum die Augen und Hände voneinander lassen. Jede Minute, die sie getrennt voneinander verbringen, ist eine Qual. So soll es am besten immer weitergehen. Und genau hierin besteht der vielleicht größte Liebesirrtum der Menschheit. Denn selbst die ganz große Liebe kann ohne die Mithilfe der Liebenden solch hohen Erwartungen gar nicht standhalten. Irgendwann kehrt unweigerlich der Alltag ein. Die rosarote Brille verblasst, die Schmetterlinge werden träge. Und dann? Dann, könnte man sagen, beginnt erst die eigentliche Beziehung und es geht ans Eingemachte. Oftmals sind Partner enttäuscht, wenn die Gefühle der großen Verliebtheit abklingen, das aufgeregte Kribbeln nachlässt. Plötzlich streiten sie mit dem Partner über den vollen Mülleimer, das schmutzige Geschirr, die getragenen Socken neben dem Wäschekorb oder andere Kleinigkeiten, anstatt die Zweisamkeit zu genießen. Sie erkennen Macken an dem scheinbar so perfekten Traumpartner und beginnen an der Beziehung zu zweifeln. Jetzt wird die Partnerschaft einigen Belastungsproben ausgesetzt und die Liebe muss sich bewähren. Gelingt das nicht, weil zum Beispiel die Enttäuschung und die Zweifel die Überhand gewinnen, entwickelt sich die Belastungsprobe zur waschechten Beziehungs- oder Ehekrise. Im schlimmsten Fall bleiben dann als einzige Lösung die Trennung beziehungsweise Scheidung.
Ist der Alltag ein Liebestöter?
Von einer Beziehungskrise ist dann die Rede, wenn sich Probleme manifestieren, zu negativen Mustern entwickelt haben und kleine Streits zu dauerhaften Konflikten geworden sind. In einer PAartherapie geht es auch darum diese Muster zu erkennen und zu durchbrechen. Nicht selten entwickelt sich eine Beziehungskrise aus der Belastungsprobe nach der ersten Verliebtheit. Zur Enttäuschung von den unerfüllten Erwartungen kommen die üblichen Alltagsprobleme wie Stress im Job oder Geldprobleme hinzu. Da können sich gelegentliche Meinungsverschiedenheiten leicht zum scheinbar unüberwindbaren Konflikt entwickeln. Ein anfängliches Ärgern über kleine Macken des Partners geht womöglich schleichend in dauerhafte Unzufriedenheit über, die wiederum langfristig in die Beziehungskrise führen kann. Ein großer Streitfaktor – vor allem für Frauen – ist zum Beispiel eine ungleiche Arbeitsbelastung im Haushalt. Da wird dann über unerledigte Aufgaben, liegengelassene Klamotten oder die hochgeklappte Klobrille gemeckert. Schaltet der Partner irgendwann frustriert auf Durchzug und zieht sich zurück, gerät die Beziehung schnell in einen Teufelskreis. Mitunter geht das so weit, dass ein normales Gespräch nicht mehr möglich ist, weil jede noch so gut gemeinte Äußerung des einen Partners vom anderen als Angriff aufgefasst wird und so zum nächsten Streit führt.
Das Thema Sex
In den meisten Partnerschaften wird der Sex im Laufe der Beziehung seltener. Das ist durchaus normal und nicht automatisch ein Zeichen für eine Beziehungskrise. Sex ist eben nicht alles in einer Partnerschaft. Beziehungen lassen sich in drei Bereiche unterteilen:
Im Idealfall sind die drei Bereiche für beide Partner gleichermaßen erfüllt. Genauso funktionieren aber auch die wenigsten Beziehungen ganz ohne Sex. Wichtig ist eine gute Balance und vor allem, dass beide Partner mit dem Sexleben – egal wie ausgeprägt dieses nun sein mag – zufrieden sind. Nur wenn das Paar über unerfüllte sexuelle Wünsche redet, können diese auch erfüllt werden. Ansonsten stellt sich schnell bei einem oder beiden Beteiligten eine sexuelle Unzufriedenheit ein. Und diese ist nicht immer, aber sehr häufig, ein Grund für Untreue.
Probleme durch veränderte Lebensumstände
Wie der Einzug des Alltags Paare in eine Krise führen kann, so können Beziehungsprobleme auch daraus entstehen, dass sich gewohnte Lebensumstände verändern. Wenn zwei Partner in einer Beziehung zusammenleben, entwickeln sie über die Zeit Gewohnheiten, feste Zuständigkeiten und Abläufe. Werden diese durcheinandergebracht, muss das Paar damit erst einmal zurechtkommen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn ein Partner, der mehrere Jahre zuhause war, wieder in den Job einsteigt und weniger Zeit für den anderen und den Haushalt hat. Eine besonders große Veränderung für den Alltag eines Paares bedeutet natürlich die Geburt eines Kindes. Denn mit einem neuen Familienmitglied erhält das Paar gleichzeitig neue Aufgaben und zusätzliche Verantwortung. Die Beteiligten sind nicht mehr nur Partner, sondern plötzlich auch Eltern. Da fällt es besonders anfangs oft schwer, die Balance zwischen den verschiedenen Rollen zu halten. Nicht selten kommt vor allem bei Frauen die Rolle der Partnerin neben der neu erworbenen Mutterrolle zu kurz. Fühlt sich der Partner dann vernachlässigt und zieht sich zurück, steuert das Paar auf eine Krise zu. Die Paarberatung für frisch gewordene Eltern beschäftigt sich auch damit, wie die neuen Rollen in der Partnerschaft gerecht verteilt werden können.